Growth Hacking als neue Wunderwaffe im Marketing…

… oder doch nur eine Buzzword der üblichen Phrasendrescher aus den Marketingabteilungen und -firmen? Schließlich braucht man ein Thema für seine nächste Keynote auf einer der nächsten Marketingkonferenzen. Eine Wunderwaffe sicherlich nicht, dennoch denke ich, dass man sich diese neue Marketingmethode (ich nenne das jetzt mal so) einmal näher ansehen sollte.

Wo kommt Growth Hacking eigentlich her?

Laut Wikipedia enstand der Begriff im Jahr 2010 und wurde von dem Unternehmer und Blogger Sean Ellis geprägt. Später wurde er in einem weiteren Blogpost von Andrew Chen aufgegriffen, der versuchte, eine Definition dafür zu finden. Demnach umfasst Growth Hacking alle Aktivitäten, die einem Unternehmen Wachstum bringen könnten. Als Werkzeuge können dabei nicht nur digitale und soziale Medien, Suchmaschinen oder virales Marketing zum Einsatz kommen, sondern auch Methoden aus der klassischen Werbung. Die Grenzen zwischen Werbung, Marketing und Technik sind dabei fließend. Erlaubt ist eigentlich alles was nützt und wenig kostet. Denn Growth Hacking kommt aus der Gründer- und Startup-Szene, Firmen also, die wenig Geld haben, trotzdem aber schnell wachsen wollen (oder müssen).

Wesentliches Merkmal ist eine enge Verbindung des Marketings mit dem angebotenen Produkt. Die Das Marketing soll nicht um das Produkt herum gebaut werden sondern wird zum Bestandteil desselben. Idealerweise trägt damit das Produkt zu seiner eigenen Verbreitung bei, d.h. der Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung führt zu weiteren Verkäufen.

Ziel des Growth Hackings ist also ein maximaler Effekt bei minimalem Aufwand und Kosten.

Use Cases und Best Practise im Growth Hacking

Eines der berühmtesten Beispiele eines erfolgreichen Growth Hacks ist der Start von Airbnb. Das Startup hat seine Angebote für Ferienwohnungen automatisiert und zahlreich in die Anzeigenplattform Craigslist (kostenlose Kleinanzeigen) integriert und damit kostengünstig eine enorme Reichweite und damit Bekanntheit erreicht. Ohne großes Marketing Budget.

Ein weiteres Beispiel ist Dropbox, bei dem jeder Kunde für jede erfolgreiche Weiterempfehlung zusätzlichen Speicherplatz erhielt. Das war ein Boost für die Nutzer dieser Plattform.

Growth Hacking erfindet nichts neu, sondern nutzt bestehende Technologien und Kanäle. No Rocket Science!

Erfolg im Growth Hacking lässt sich nicht kopieren

Eines haben all diese Beispiele aber gemeinsam: sie lassen sich nicht kopieren, denn jede dieser erfolgreichen Aktionen, die dem jeweiligen Unternehmen zu einem starken Wachstum verhalfen, sind eng an deren Produkte geknüpft. Man muss sich also schon selbst die Mühe und die Gedanken machen, wie sich die eigenen Produkte viral vermarkten lassen.

So ist Growth Hacking weniger ein Toolset um schnell und kostengünstig Wachstum zu erzeugen, sondern eher eine Geisteshaltung bzw. eine Firmenkultur, um strukturiert verschiedenste Vermarktungsformen auszutesten und die erfolgreichsten Kandidaten weiter auszubauen. Weiterhin wichtig sind kurze und schnelle Entscheidungswege. Wer erst seinen Chef fragen und Budget beantragen muss, hat schon verloren. Eine solche Umgebung findet sich halt vorzugsweise in kleinen, agil aufgestellten Firmen.

Berechtigt: Kritik am Konzept der Growth Hacking

Allerdings gibt es auch reichlich Kritik an dem Konzept des Growth Hackings, zumal keine echte Innovation darin zu finden ist. So gesehen doch nur ein cooles Buzzword. Trotzdem glaube ich, dass man sich vor allem das strukturierte Vorgehen beim Austesten verschiedenster Marketingmaßnahmen abschauen kann und eine Umgebung schafft, in der Ideen erzeugt, gefördert und umgesetzt werden. Nur wer die gewohnten und eingetretenen Pfade verlässt hat die Chance, für sich den richtigen Weg zu finden. Ob man das dann Growth Hacking nennt oder nicht, spielt meiner Ansicht nach eine untergeordnete Rolle.

Ein lesenswerter Artikel zum Thema Growth Hacking findet bei t3n: Der einzige Artikel über Growth Hacking, den du lesen musst. Ob es tatsächlich der einzigen Artikel ist, den man zu dem Thema lesen sollte, sei dahingestellt, aber er räumt zumindest mit vielen Missverständnisse auf!